Von welcher Institution erwartet man – unter anderem – am wenigsten Deppenleerzeichen? Richtig: Vom Grimme-Institut. Doch wie so oft im Leben enttäuscht uns sogar das Grimme-Institut.
Publizistische Qualität?
Das schmerzt. „Grimme Online Award“ – welch grauenvoller Anblick ohne die hier vorgeschriebenen Koppelstriche. Korrekt wäre „Grimme-Online-Award“. Nicht viel besser, vielleicht gar noch tragischer ist der „Grimme Preis“. Womöglich erbarmt sich ein Leser und lässt dem Grimme-Institut einen Duden zukommen?
Herausragend?
Na gut: Die falsch geschriebene Auszeichnung zeichnet … nun … Entschuldigung, der Satz ist einfach nicht verständlich: „Der […] Award zeichnet […] Websites Online-Angebote […] aus“. Zeichnet der Award den Websites Angebote aus? Sind die Websites damit einverstanden? Spricht der Texter Deutsch?
Der begehrte Intel
Die User können den Intel bestimmen. Sagt zumindest das „Grimme Institut“, das sich, wie wir nun sehen, ebenfalls gegen die deutsche Rechtschreibung wehrt und auf den Koppelstrich unzulässig verzichtet.
Abschließender Kommentar: Es ist schon sehr traurig zu sehen, dass selbst Institutionen wie das Grimme-Institut Deppenleerzeichen produzieren. Fraglich, ob der Grimme-Online-Award für ein Internet-Angebot eine Auszeichnung ist oder nicht. Denn wie kann jemand publizistische Qualität auszeichnen, der nicht einmal seinen Namen richtig schreiben kann?
Kommentar des Grimme-Instituts:
In der zitierten Passage auf der Hompage ist uns in der Tat ein Wortfehler unterlaufen, den wir schnell korrigieren werden. Ansonsten hat der Titel„Grimme Online Award“ ja den Status eines Eigennamens, für die die herkömmlichen Rechtschreib-Regeln eben nur begrenzte Gültigkeit besitzen
(auch Doppelnamen können ja ohne und mit Bindestrich geschrieben werden). So empfehle ich trotz aller sicherlich notwendigen Übereinkünfte und Regelungen für unsere schriftsprachliche Kommunikation diese dennoch nicht zum Dogma werden zu lassen und hier kreative Spielräume zu erhalten.
Gern nehmen wir für den Wettbewerb auch Ihre Vorschläge entgegen, die Ihres Erachtens eine optimale sprachliche Ausdrucksfähigkeit unter Beweis stellen und somit anderen beispielhafte Orientierung bieten können : www.grimme-online-award.de
Antwort an das Grimme-Institut
Sie haben Recht, wenn Sie feststellen, dass ich mich sehr für diesen Fall der Rechtschreibung ereifere. Womöglich werden Sie mich aber besser verstehen, wenn Sie beim nächsten Einkauf im Supermarkt einmal die Warenbezeichnungen ansehen – oder abends einfach mal fernsehen. Die „Leerzeichenitis“ grassiert überall, und wenn man sich erst einmal dessen bewusst ist, ist der Anblick dieser Sprachverhunzungen schlicht grauenhaft.
Ich stimme nicht mit Ihnen überein, dass „Grimme Online Award“ den Status eines Eigennamens hat. Allenfalls können Sie es als „Marke“ bezeichnen. Der Eigenname lautet „Grimme“, und nach den Regeln des Duden (Regel 28) bzw. der deutschen Rechtschreibung müsste Ihr Award „Grimme-Online-Award“ heißen. Der Duden nennt als Beispiel für Regel 28 übrigens den „Georg-Büchner-Preis“, der von der Grammatik her absolut keinen Unterschied zum Grimme-Online-Award hat. Ebenso verhält es sich bei Ihrem Institut, das Sie „Adolf Grimme Institut“ nennen, was falsch
ist: „Adolf-Grimme-Institut“ wäre korrekt. Auch hier ein entsprechendes Beispiel aus Regel 28: „Sankt-Josefs-Kirche“.
Ihrer Argumentation zufolge könnte man auch einen Straßennamen als Eigennamen bezeichnen und ohne Bindestriche schreiben: „E. T. A. Hoffmann Straße“ – schauerlich.
Ich sehe hier weder kreativen Spielraum, noch sehe ich ein Dogma. Sprache im allgemeinen und Rechtschreibung im speziellen ist gewissen Regeln unterworfen. Wenn Sie die Kopplungsregeln wegen eines „kreativen Spielraums“ auflösen wollen, stoßen Sie spätestens bei der folgenden Überschrift, die so in einer Zeitung stehen könnte, auf Probleme:
Laudator übergibt Grimme Online Award
Sie sehen: Der „kreative Spielraum“ ist überreizt, die Bedeutung des Satzes hat sich geändert, weil Sie die Bindestriche nicht mögen – denn der Laudator hat Grimme bestimmt nicht online einen Award übergeben, sondern er hat den Grimme-Online-Award übergeben.
Wenn ich auf den Seiten des Grimme-Instituts lese, dass Sie sich „zum kleinen Kreis renommierter […] Einrichtungen“ zählen, die sich „mit Fragen der Kommunikationskultur befassen“, dann kann ich nur ehrlich hoffen, dass Sie sich auch eingehend mit dieser Frage beschäftigen werden.
Kommentar des Grimme-Instituts:
Vielen Dank für Ihre abermaligen Anregungen. Wir – und Sie – werden sehen,
was wir daraus machen.