Auf Facebook wurden mir neulich 200 Meter Taschenlampe angeboten. Abgesehen davon, dass ich keine 200 Meter große Tasche besitze, sind mir die technischen Details von am laufenden Meter verkauften Taschenlampen höchst schleierhaft. Wenn man dazu noch bedenkt, dass die handelsübliche Mignonzelle ca. 5 cm lang ist, böten 200 Meter Taschenlampe Platz für an die 4.000 Batterien, was neben beträchtlichen Kosten, Beschaffungs- und Entsorgungsproblemen auch ein reines Batteriegewicht von 96.000 g nach sich zöge. Im wahrsten Sinne des Wortes eine untragbare Unterlassung von Bindestrichen.
In der Redaktion der Südtiroler Nachrichtenagentur RMI ist ein Sack Leerzeichen umgefallen. Verletzt wurde niemand, die Polizei ermittelt den Unfall Hergang.
Seit langem erfreue ich mich am konsequenten Leerzeichenmissbrauch der Firma Alnatura. Zwei Produkte finde ich besonders gelungen.
Zum einen handelt es sich um eine Kunststoffpackung, die den Firmennamen Alnatura trägt und deren Aufschrift den Inhalt verrät: „Alnatura Voll Milch“. Leider hat der Schöpfer der Aufschrift in der Schule nicht aufgepasst und schreibt deshalb die Präposition voll mit großem Anfangsbuchstaben.
Das zweite Beispiel zeugt von der Höflichkeit der Firma, die ihre Kräutermischung – zumindest via Packungsaufdruck – freundlich begrüßt: „Guten Morgen Tee“. Nach dem fehlenden Komma wird noch gefahndet.
Text: Jürgen E. aus Augsburg
Anmerkung der Redaktion: Man beachte die Schreibweise des Tees in der Beschreibung neben dem Bild.
Ja, bei Chefkoch.de schreibt der Koch noch selbst. Allerdings ist es sehr offensichtlich nicht das, was er richtig gut kann, denn unser Leser Werner G. schickte dieses Bildschirmfoto mit dem Kommentar: „Ich habe heute die Seite www.chefkoch.de besucht, und mir ist regelrecht schlecht geworden. Nicht etwa wegen des Essens, sondern wegen der Schreibweise desselben. Man ist ja gewohnt, dass Bindestriche entweder gesetzt oder nicht gesetzt werden. Welcher Regel die Rechtschreibung im angehängten, lediglich auszugsweisen Screenshot folgt, will sich mir allerdings beim besten Willen nicht erschließen.“
Bochumer Familien rüsten sich für die Zukunft und wappen eine Wissenschaft für sich. Leider wird aus dem Artikel nicht so ganz klar, wie dieses „Wappen“ jetzt genau funktioniert und welche Wissenschaft hier im Vordergrund steht. Aber da das Wappen im Rahmen von Bochum 2015 passieren soll, bleibt den Familien hierzulande noch etwas Zeit, die Kunst des Wissenschafts-Wappens zu erlernen. Wir drücken jedenfalls die Daumen für dieses innovative Zukunftsprojekt!
Da nimmt man doch gleich Haltung an, wenn einem ein General namens Vollmacht einen schneidigen Brief schreibt. Zum Glück hat uns nicht der General Vollmacht geschrieben, sondern unser Leser Rüdiger S. Eigentlich hatte er nach einer Generalvollmacht gesucht, machte dann aber Bekanntschaft mit diesem hochrangigen Soldaten und seiner Waffe: „Eine Generalvollmacht ist ein verflucht scharfes Schwert im Rechtsverkehr. Und diese Seite ist gleich auf Platz 2 bei der Google-Suche nach den Begriffen Generalvollmacht und Beispiel. Wirklich vertrauenswürdig finde ich es aber nicht gerade, wenn der Autor nicht einmal das Wort richtig schreiben kann, aber munter eine Beispielsvollmacht anbietet.“ Vermutlich haben die Programme, die bei Google für die Suchergebnisse sorgen, einfach zu viel Respekt vor militärischen Rängen.
Nun sind inflationäre sprachliche Patzer auf einer Website, deren potenzielle Kundschaft vermutlich zum größten Teil noch nicht lesen und schreiben kann, möglicherweise kein akutes pädagogisches Problem. Dummerweise ist die Kundschaft aber auch nicht mehr allzu weit davon entfernt, das Lesen und Schreiben zu lernen. Allerdings nicht auf der Internet-Heimat der Fillys, denn hier finden sich so unfassbare Kleinodien wie „Elfen Baumhaus“, „Beauty Queen Kutsche“, „Filly Elfen Blumenhaus“, „Filly Magazin“ und „Filly Eis Einhörner“. Bei derart gehäuftem Auftreten ist man geneigt, eine pathologische Bindestrichschwäche als Ursache für ein solches Deppenleerzeichen-Inferno anzunehmen. Doch gerade wenn man beginnt, sich mit dieser niederschmetternden Diagnose abzufinden, fällt der bereits leicht irre über die Website schweifende Blick auf Wörter wie „Filly-Gewinnspiel“ und „Fillyfans“. Wahrscheinlich werden die bindestrich- und kompositahungrigen Fillys schon morgen auch in diese Wörter riesige Leerzeichen hineingefressen haben.
Über einen besonderen Fall von Menschenhandel informierte uns kürzlich ein aufmerksamer Deppenleerzeichen.de-Leser – laut Spiegel Online wurde ein veritabler Erzherzog namens Joseph Diamant versteigert. Leser Ingo B. schreibt dazu: „Ich kenne den armen Mann zwar nicht, aber Joseph Diamant, seines Zeichens Erzherzog, wird für einen erwarteten Preis von mindestens 15 Millionen Dollar versteigert. Dass Menschenhandel illegal ist, scheint den Spiegel leider nicht zu interessieren.“ Wie dem auch sei, 15 Millionen Dollar sind jedenfalls kein Preis für einen echten Erzherzog. Einen Haken hat das Schnäppchen allerdings: Der Nachname des Herrn („Diamant“) ist etwas unüblich für einen echten Erzherzog. Hier könnte man für den Preis eigentlich schon ein gediegenes „von und zu“ erwarten. Aber irgendwo muss man halt sparen.
Wir nehmen mal kurz an, jemand würde sich eine Quizsendung über das eigene Land ausdenken, in der Zuschauer und Teilnehmer vielleicht auch noch auf spielerische Weise ein bisschen Wissen über ihr Land mitnehmen können; Dinge, die sie vielleicht so noch nicht wussten, nur so rein hypothetisch. Und nehmen wir mal – rein hypothetisch – an, das wäre eine Quizsendung in einem traditionsreichen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm dieses Landes, das für sich auch einen gewissen Bildungsauftrag in Anspruch nimmt. Weiterhin nehmen wir – wieder nur hypothetisch – an, dass es in so einem Quiz auch irgendwie hin und wieder um Kultur geht, hin und wieder gar um klassische Hochkultur wie Opern, klassische Musik und ähnlichen Kram, den man im Unterschichtenfernsehen in manchen Privatsendern erst buchstabieren müsste… Jedenfalls würde man doch wohl möglicherweise in einem solchen Quiz einen gewissen Wert auf die Sprache legen und nicht einfach – rein hypothetisch – die Landessprache gerade so schreiben, wie sie einem passt und auf irgendwelchen Grafiken nett aussieht, sondern wie sie korrekt ist. Oder? Vor allem würde man doch in diesem rein hypothetischen Szenario darauf achten, dass Komposita, die vielleicht nicht jeder im Publikum kennt, so geschrieben sind, dass sie auch als Komposita erkennbar sind – damit sie zum Beispiel nicht etwa krude Fehlinterpretationen erlauben wie „ein Chor aus einem Ort namens Thoman“, „eine Oper aus Semp“ oder „Frau Bibliothek (Vornamen: Anna und Amalia) hat einen Direktor“. Oder? Ich meine, man würde doch auf so etwas achten? Oder etwa nicht?
„Quod licet Iovi, non licet bovi“ – auch wenn vom Lateinunterricht in der Schule nicht viel hängen blieb, dieses Sprichwort hat es vielleicht dennoch geschafft. Es bedeutet in etwa: „Was Jupiter – also der höchste der römischen Götter – darf, darf nicht jedes Rindvieh.“ Nur so ist es zu erklären, dass sich ausgerechnet die Minister, zu deren Bereich das Schulwesen und mithin auch die Vermittlung der korrekten deutschen Rechtschreibung gehört, fröhlich über die Regeln eben dieser hinwegsetzen. Denn auf ihrer Website firmiert die Kultusministerkonferenz keineswegs als solche, sondern als „Kultusminister Konferenz“. Motto: Sollen sich doch die Schüler mit Rechtschreibung rumschlagen – uns ist das völlig wumpe. Zu ihrer Ehrenrettung muss man vielleicht sagen, dass der offizielle Titel dieser Einrichtung nicht „Kultusministerkonferenz“ lautet (und: Nein, auch nicht „Kultusminister Konferenz“), sondern offensichtlich völlig korrekt „Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland“, wie ein Blick ins Impressum zeigt.
Mit ähnlich gutem Beispiel geht der Deutsche Akademische Austauschdienst (sic!) voran. Der nennt sich nämlich munter „Deutscher Akademischer Austausch Dienst“. Irgendeiner orthografischen Wildsau – nein, die Dame auf dem Bild hat vermutlich nichts damit zu tun – ist wahrscheinlich sauer aufgestoßen, dass sich die korrekte Schreibung ja nicht in der Abkürzung (DAAD! Versalien!) widerspiegelt. Was tun, wenn man die Abkürzung nicht ändern kann? Ändern wir doch einfach den ihr zu Grunde liegenden Begriff. Ist ja nicht so wichtig.
All das wäre eigentlich verzeihlich. Fehler passieren, größere Webseiten werden von vielen Menschen gemacht, zu deren wichtigsten Qualifikationen nicht unbedingt orthografische Sattelfestigkeit zählen muss. Im Gegenteil. Wenn aber vor satten sieben Jahren (2004) schon ein prominenter Beobachter wie Bastian Sick auf das Problem aufmerksam gemacht hat, dann sollte doch im Umfeld von Institutionen wie KMK oder DAAD jemand anzutreffen sein, der vielleicht sagt: „Ups, da ist uns was durchgerutscht, wird korrigiert.“ Alles andere wäre ja nicht nur peinlich, sondern hochnotpeinlich.
Nachtrag, 1.4.2019 (kein Aprilscherz!): Der DAAD hat seine Schreibweise inzwischen korrigiert.