Mau. Sehr mau.

imageNatürlich sollte man von Drei- bis Sechsjährigen nicht erwarten, perfekt lesen und schreiben zu können, womöglich inklusive aller Details der Getrennt- und Zusammenschreibung. Hingegen darf man von Textern und Gestaltern verlangen, die Verpackung ihrer Produkte der Zielgruppe anzupassen. Manchmal geht diese Anpassung besonders weit. Möglicherweise ging der Gestaltung dieser Schachtel folgender Dialog voraus:

„Hey, wie schreibt man denn Mau-Mau?“
„Keine Ahnung. Zweimal Mau hintereinander?“
„Und wenn noch ein Knopf dazu kommt?“
„Egal. Schreib den Knopf einfach irgendwie davor! Unsere Kunden können’s doch eh nicht lesen.“

Dass sich möglicherweise des Deutschen mächtige Eltern daran stören könnten, ist ja auch egal, schließlich zählen sie nicht zur Zielgruppe des Spiels (3-6). Nun könnte es natürlich auch sein, dass die Packung einen Knopf, ein Mau und noch ein Mau enthält. Dann – und nur dann – wäre die Beschriftung halbwegs korrekt.

Aber möglicherweise ist all das nur maue Theorie.

9 Gedanken zu „Mau. Sehr mau.“

  1. Die eigentlichen Deppen sind meist diejenigen, die auf korrekte Orthographie Wert legen – aber nicht bedenken, dass Grammatik und Rechtschreibung immer nur die Konsequenz einer lebendigen Sprache sind. Der Duden schreibt nichts vor, er dokumentiert.
    Das Deutsche importiert – wie jede andere Sprache auch – Vokabeln und grammatische Konstruktionen aus anderen Sprachen. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Es sei denn, wir ziehen noch mal ne Mauer. Nur diesmal komplett rum und lassen niemanden mehr raus oder rein.

    Sprache braucht weder Schutz vor angeblichen Deppen, noch geht sie kaputt, wenn sie neuen Einflüßen ausgesetzt wird. Das wissen zumindest Leute, die echt mal Sprachwissenschaft studiert haben und ein paar Kurse in Diachronie besuchen mussten – oder diejenigen, die sich mal etwas objektiver mit der Entwicklung von Sprachen beschäftigen.
    Diejenigen, die am lautesten über die Verwahrlosung des Deutschen jammern sind meist Leute die meinen, einen beeindruckenden Wortschatz zu haben und die sich durch den “Vergleich nach unten” ein bisschen vom “Pöbel” absetzen wollen. Wirklich Ahnung haben sie jedenfalls nicht.

    Denn ohne den Einfluß des Englischen hätten wir so schöne Ausdrücke wie “nicht wirklich” heute überhaupt nicht.
    Sprache ist was Tolles, gerade weil sie anpassungsfähig ist. Egal wie gern die Pseudo-Elite darauf herum hackt.

    1. @Stella: Sprachwandel ist toll und mit Diachronie kenne ich mich auch ein wenig aus. Die hier versammelten Beispiele dokumentieren aber keinen Sprachwandel, sondern erschweren ohne Not das Verständnis und wollen sagen „Hallo, bitte denkt mal dran, dass Komposita im Deutschen immer noch Komposita sind und man das hin und wieder auch im Schriftbild deutlich machen sollte“.
      Im Übrigen: Wer weiß, dass „nicht wirklich“ eine Lehnübersetzung ist, kann solche Importe auch vernünftig einsetzen. Wenn ich mir aber ansehe, wie oft ich mittlerweile „einmal mehr“ statt „wieder einmal“ lesen muss, bin ich mir nicht sicher, ob das jedes Mal eine Verbesserung darstellt. Aber das ist ein anderes Thema. 😉

    2. Schon interessant, dass Sprachwissenschaftler bei diesem Thema immer den anderen Leuten Arroganz vorwerfen und dann aber gleichzeitig mit ihrem Studium prahlen, um damit ihre Autorität auf diesem Gebiet zu untermauern. Nur weil Du irgendwelche Kurse besucht hast, macht Dich das noch lange nicht zum Experten.

      Die immerselbe Behauptung aus der Sprachwissenschaftler-Ecke, Sprache könne nicht schlechter werden, ist einfach absurd. Wenn in einer Sprache immer mehr vorher eindeutige Wörter und Ausdrücke mehrdeutig werden, reduziert das die Ausdrucksfähigkeit. Und genau das passier u.a. mit der Falschschreibung von Komposita, die im übrigen auch immer öfter falsch ausgesprochen werden. Ja falsch, den “Krankenschwestern” sind keine “kranken Schwestern”, und genau so hört sich das dann an.

  2. Dass die Eltern der Zielgruppe sich daran stören könnten, ist zweitrangig. Viel schlimmer ist, dass die Zielgruppe selbst verdummt wird. Die Firma Ravensburger wird sich vorwerfen lassen müssen, Kindern falsche Rechtschreibung beizubringen und damit die Bemühungen von Bildungseinrichtungen zu untergraben. Ziemlich unverantwortlich. Gerade bei Kindern als Zielgruppe ist dümmliche Lifestyle-Falschschreibung mehr als unangebracht.

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