Quizfragen ohne richtige Antworten

Wir nehmen mal kurz an, jemand würde sich eine Quizsendung über das eigene Land ausdenken, in der Zuschauer und Teilnehmer vielleicht auch noch auf spielerische Weise ein bisschen Wissen über ihr Land mitnehmen können; Dinge, die sie vielleicht so noch nicht wussten, nur so rein hypothetisch. Und nehmen wir mal – rein hypothetisch – an, das wäre eine Quizsendung in einem traditionsreichen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm dieses Landes, das für sich auch einen gewissen Bildungsauftrag in Anspruch nimmt. Weiterhin nehmen wir – wieder nur hypothetisch – an, dass es in so einem Quiz auch irgendwie hin und wieder um Kultur geht, hin und wieder gar um klassische Hochkultur wie Opern, klassische Musik und ähnlichen Kram, den man im Unterschichtenfernsehen in manchen Privatsendern erst buchstabieren müsste… Jedenfalls würde man doch wohl möglicherweise in einem solchen Quiz einen gewissen Wert auf die Sprache legen und nicht einfach – rein hypothetisch – die Landessprache gerade so schreiben, wie sie einem passt und auf irgendwelchen Grafiken nett aussieht, sondern wie sie korrekt ist. Oder? Vor allem würde man doch in diesem rein hypothetischen Szenario darauf achten, dass Komposita, die vielleicht nicht jeder im Publikum kennt, so geschrieben sind, dass sie auch als Komposita erkennbar sind – damit sie zum Beispiel nicht etwa krude Fehlinterpretationen erlauben wie „ein Chor aus einem Ort namens Thoman“, „eine Oper aus Semp“ oder „Frau Bibliothek (Vornamen: Anna und Amalia) hat einen Direktor“. Oder? Ich meine, man würde doch auf so etwas achten? Oder etwa nicht?

2 Gedanken zu „Quizfragen ohne richtige Antworten“

  1. Ich möchte korinthenkackerisch hinzufügen, dass die bewusste Bibliothek vollständig Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek heißt (falls der Name hypothetischerweise einmal im Pildungsfernsehen auftaucht), sie jedoch in Eigenschreibweise tatsächlich auf die Bindestriche verzichtet… (Warum auch immer!)

    Ich bin in Zeiten, in denen sogar auf Straßenschildern, die an Persönlichkeiten erinnern, der Bindestrich eingespart wird, nicht überzeugt, dass er noch Konsens ist – wie auch die hier versammelten Beispiele anschaulich machen. Tja. Sprache lebt und verändert sich, diese Regelverletzung wird sicher bald als Kann-Bestimmung Eingang in die entsprechenden Werke finden. Und spätestens dann werden wir Schriftempfindlichen dokumentieren, wo uns ausnahmsweise ein Kompositum mit Bindestrichen bzw. in Zusammenschreibung über den Weg gelaufen ist!

  2. Man munkelt, beim Brand seien die Bindestriche vernichtet worden. Da sie nicht versichert waren, wurden sie beim Wiederaufbau eingespart.

    Man sehe es dem ehrwürdigen Hause nach! Dürfte man nach Herzenslust in den dortigen Klassikern stöbern würden die geneigten Leser dieser Internet-Seite wohl einen Herzinfarkt bekommen. Denn insbesondere die Meister der deutschen Klassik haben sich mit sprachlichen Formvorschriften kaum befasst – mangels eines zur damaligen Zeit definierten Standards. Der deutschen Sprache haben allerdings weder Goethe noch Schiller zum Untergang verholfen – eher das Gegenteil ist der Fall. Dass man humorvoll an gültige Sprachregeln erinnert, insbesondere dort, wo sie zur Eindeutigkeit des Textes beitragen ist lobenswert. Nur des Besserwissens wegen an Dogmen festzuhalten ist aber werder sinnvoll noch zielführend.

    Noch anachronistischer ist aber leider der Gedanke, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen noch in irgeneiern Weise vom bildungsfernen Privat-TV unterscheiden müsse, so weh diese Erkenntnis auch tut.

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